Heute vor genau einem Jahr, am 24.11.2013, hat sich unsere BI Wittstock Contra Industriehuhn gegründet. Zeit für eine kurze Selbstreflexion: Haben wir unsere damals formulierten Ziele erreicht, was hat nicht funktioniert, was wird noch kommen?

Erklärtes Primärziel: Hähnchenmastanlagen im Wittstocker Umland zu verhindern. Das hat ganz gut geklappt. Durch unser Wirken sahen die Mehrheitsverhältnisse für einen Bauaufstellungsbeschluss in der damaligen Wittstocker Stadtverordnetenversammlung schlecht aus, die Investorengruppe für die Hähnchenmastanlage in Alt Daber zog sich im Januar 2014 per Fax zurück. In Gross Hasslow haben wir zusammen mit dem NABU in einem Eilverfahren durch zwei Instanzen hindurch einen Baustopp für eine fast fertig gestellte Hähnchenmastanlage erwirkt, zu groß sind die Zweifel an dem Vorhandensein einer gültigen Baugenehmigung. Ein einmaliger Erfolg in Brandenburg, der für viel Aufsehen bei allen Beteiligten sorgte, nun geht es weiter in einem langjährigen, zähen Hauptverfahren. Auch hier sind wir wieder auf Hilfe angewiesen, jeder gespendeter Euro fließt in das Gerichtsverfahren.

Im Zuge unserer Arbeit bekamen wir vor einem halben Jahr mit, dass auch in Könkendorf eine riesige Hähnchenmastanlage geplant wurde, das teilten wir den nichtsahnenden Einwohnern mal eben mit. Und flugs bildete sich auch dort eine schlagkräftige BI, welche nun dagegen, sicherlich erfolgreich, angeht. Wir gaben ein wenig Starthilfe…

Vor fünf Tagen kam die frohe Kunde aus Gumtow: Das LUGV untersagt den Bau einer dort geplanten Hähnchenmastanlage, zu groß sind die Mängel in den Antragsunterlagen. Dieser Super-Erfolg ist der dortigen BI geschuldet, welche uns wiederum in unserer Gründungsphase vor einem Jahr unterstützte.

Zwischenfrage, vielleicht kann es mir ja jemand erklären: Warum müssen immer die BIs und Umweltverbände die Arbeit der Behörden machen und klare Mängel in die Antragsunterlagen aufdecken? Wer bezahlt uns eigentlich unsere Zeit und Nerven?

Eine unserer Hauptaufgaben war und ist es, den Menschen die Problematik und Folgen der Massentierhaltung überhaupt nahe zu bringen, sie zum Nachdenken anzuregen und zu sensibilisieren. Auch das haben wir durch zahlreiche Events und Aktionen denk ich mal ganz gut geschafft. Einen umfassenden Überblick derer gibt es auf unserer Webseite. Herauszuheben sind die Infoveranstaltung in der Wittstock Heiliggeistkirche, die BI-Infostände auf dem Wittstocker Markt, die zahlreichen Radio- und Fernsehbeiträge über unsere Arbeit, die UnterschriftensammlungEN, die Teilnahme an Demos, die Tatfunksendung des Wittstocker Gymnasiums, und und und.

Ich stelle allerdings mit Bedauern fest, dass das Thema Massentierhaltung aber auch einen Keil durch die Gesellschaft treibt. Es kommt zur Lagerbildung, die eine gemeinsame Problemlösung nahezu unmöglich macht. Es gibt viele Missverständnisse, die ausgeräumt werden müssen. So werden Gegner der Massentierhaltung oft als Gegner der örtlichen Bauern verstanden, siehe heutigen Presseartikel in der MAZ zur Zusammenkunft des Bauernverbandes in Herzsprung. Das ist mitnichten so, wie wir auch bereits am 24.11.2013 verlauten ließen. Auch wir sind gegen Lagerbildung, Schwarzmalerei und einseitige Berichterstattung. Nahezu alle Themen die die Massentierhaltung direkt oder indirekt betreffen sind miteinander verwoben und zu komplex, als dass es eine einfache Fragestellung mit einer einfachen Antwort geben könnte. Auch wir werden uns 2015 verstärkt dem Dialog mit allen Beteiligten widmen. Das gehört zu einer sachlichen Aufklärung.

Die aktuelle Titelsonderserie der ZEIT zum Thema Massentierhaltung und Antibiotika zeigt jedoch auch wieder, wie wichtig dieser Dialog wird. Schon seit unserer Gründungsveranstaltung war Antibiotikaeinsatz in der Massentierhaltung für uns ein Riesenthema, auf das wir u.a. in Facebook und auf unserer Homepage aufmerksam gemacht haben. Nun gilt es abzuwarten, wie der Brandenburger Landtag mit der Volksinitiative, welche auch durch die BI Wittstock Contra Industriehuhn mitgetragen wird, umgeht, über 33.784 Unterschriften sind übergeben worden.

Abschließend sei bemerkt, dass ohne die Unterstützung vieler, vieler hier ungenannter fleißigen Mitmenschen, die entweder im Vorder- oder im Hintergrund wirken, den Naturschutzverbände, der ev. Kirche, der Bewegungsstiftung und vielen privaten Unterstützern unsere Arbeit nicht möglich war und auch nicht möglich sein wird.

Insgesamt haben wir viel erreicht und in den Köpfen der Menschen angestoßen!

Wir freuen uns auf die nächsten Herausforderungen, bitte unterstützen Sie uns auch weiterhin.

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