Warum contra Industriehuhn? Die Hintergründe!
Zunehmend werden Massentierhaltungsanlagen in unseren Regionen geplant und gebaut. Das geschah und geschieht ohne ausreichende Beteiligung von Anwohnern und Umweltverbänden. Quasi durch die Hintertür wandelt sich die regionale Landwirtschaft in eine von Konzernen bestimmten Agrarindustrie. Die Genehmigungen für diese Megamastanlagen beruhen unserer Ansicht nach auf veralteten Gesetzesgrundlagen. Für einige Risiken gibt es noch nicht einmal wissenschaftliche Bewertungsrahmen.
Die Bürgerinitiative Wittstock Contra Industriehuhn
Jabel | 480.000 Mastplätze (in Betrieb) |
Groß Haßlow gestoppt | 328.000 Plätze (in Bau) |
In direkter Nachbarschaft: | |
Prignitz: Könkendorf | 324.000 Plätze (in Planung) |
Mecklenburg: Schwarz | 200.000 Plätze (in Betrieb) |
hat sich im November 2013 gegründet, um einer solchen Massentierhaltung in der Region Wittstock Einhalt zu gebieten. Einen ersten Erfolg haben wir bereits erzielt: Auf den massiven Druck von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern hin wird die geplante Hähnchenmastanlage in Alt Daber nicht gebaut!
Allein die bereits bestehenden Anlagen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Stadtgebiet Wittstocks beinhalten eine jährliche Besatzstärke von 5-6 Mio. Tieren.
Würden alle Planungen umgesetzt, würde dies eine jährliche Produktion von bis zu 14 Mio. Masthähnchen in einem Umkreis von 30 km um die Kernstadt bedeuten.
Wir sagen STOPP und klagen
Zwischen Groß Haßlow und Schweinrich werden seit Januar 2014 acht Ställe (je 2000 m²) gebaut. In diesen Ställen sollen jeweils 41.000 Masthähnchen untergebracht werden.
Alle 35 – 42 Tage soll dort ausgestallt werden, dies entspricht pro Jahr 7 – 8 Mastdurchläufe. Demzufolge werden in Groß Haßlow pro Jahr ca. 2,4 Mio. Masthähnchen produziert.
Je Mastdurchgang wird mit 2 – 3 % Mortalität gerechnet. Für Groß Haßlow wären das über 60.000 verendete Tiere im Jahr. Die Tiere stehen die gesamte Mastperiode über in ihrem Dung. Es wird erst gemistet, nachdem eine Fängerkolonne die Tiere zum Schlachthof abtransportiert hat. Gebunden an Feinstäube werden Keime und Ammoniak weit in die Umwelt emittiert. Es gibt keine Filter, die in derartigen Anlagen die Abluft 100%ig reinigen können.
Wir haben die mehr als 4000 Seiten Akten des Genehmigungsverfahrens mit juristischer Unterstützung geprüft. Bis zuletzt wurden uns relevante Akten vorenthalten. Aus unserer Sicht beinhaltet das Genehmigungsverfahren gravierende Fehler.
Wir meinen:
Die Anlage hätte nicht genehmigt werden dürfen!
Deshalb haben wir gemeinsam mit dem NABU Brandenburg Klage eingereicht, um den Bau zu verhindern.
Wir fordern:
✔ transparente Genehmigungspraxis
✔ unabhängige Gutachten in Genehmigungsverfahren
✔ Berücksichtigung der Summationseffekte mehrerer Anlagen
✔ wirksame öffentliche Bürgerbeteiligung
✔ Transparenz der Betreiberstrukturen von Anfang an
✔ wirksame, transparente Kontrollen von Agrarindustrieanlagen
✔ Verantwortung der Betreiber: Fonds für Folgeschäden
✔ Monitorings der Umweltparameter von Luft, Wasser, Boden
✔ wirksame politische Prioritätensetzung für eine bäuerliche, regionale Agrarkultur und regionale Wertschöpfung
✔ gute Gesetze zum Schutz einer würdevollen, tierartgerechten Haltung von Nutztieren und der menschlichen Gesundheit
Dranser See und weitere Klarwasserseen der Region bedroht durch Industriemast
Die Anlage zwischen Groß Haßlow und Schweinrich befindet sich 1,5 km vom Dranser See entfernt. Der 133 ha große Dranser See gehört durch seinen geringen Nährstoffgehalt zu den ökologisch besonders wertvollen Klarwasserseen. Als ausgewiesener FFH-Lebensraumtyp ist dieser besonders schützenswert und unterliegt darüber hinaus dem Schutz der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Diese gibt vor, dass die bestehende Wasserqualität zu erhalten und zu verbessern ist.
50 % der Klarwasserseen des Landes Brandenburg befinden sich flächenmäßig im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Sie liegen in Hauptwindrichtung der bestehenden und geplanten Hähnchenmastanlagen.
Die Ammoniakemissionen allein der Groß Haßlower Anlage betragen jährlich ca. 20 Tonnen. Bei Niederschlag regnet der in der Luft enthaltene Ammoniak-Stickstoff in die Seen ab und entfaltet dort über Jahre akkumulativ seine Düngewirkung.
Auch die nahe gelegenen Heiden sind ein sehr empfindliches Ökosystem, das keine Nährstoffe solcher Ausmaße verträgt.
Feinstaub & Keime – Gesundheitsgefahren werden unterschätzt
„In der Massentierhaltung sind alle Voraussetzungen für die Entstehung von resistenten Bakterienstämmen (MRSA, ESBL) gegeben. Viele Individuen leben auf engstem Raum zusammen. […]. Durch den regelmäßigen Einsatz verschiedener Antibiotikaklassen wird die Entstehung von Multiresistenzen begünstigt“ (Fein, Kursch, Kaiser (2011): Gesundheitsgefährdung durch Hähnchenbmastanlagen der Intensivtierhaltung)
Die vielfältigen Gefahren für die Gesundheit von Menschen in der Umgebung von Masthähnchenanlagen werden in der Regel unterschätzt. Allergien durch Milbenkot, allergischen Lungenkrankheiten durch Streu und Stäube, Ausbreitung von antibiotikaresistenten Bakterien (z.B. MRSA), Verbreitung von Biotoxinen durch emittierte Bioaerosole in der Abluft oder durch den Tierkot aus den Ställen, der als Wirtschaftsdünger auf die Felder in unserer Umgebung ausgebracht werden, sind nur einige ernstzunehmende Gesundheitsgefahren, die von solchen industrialisierten Ställen ausgehen. Durch Abwinde und Zugvögel lassen sich diese gefährlichen Gifte überhaupt nicht mehr eingrenzen.
Besonders gefährdet sind kleine Kinder, alte Menschen und Personen, deren Immunsystem sowieso schon Schaden genommen hat oder noch nicht ausgebildet ist. Menschen, die in diesen Industrie-Anlagen arbeiten, sind ebenfalls gesundheitlich gefährdet. In Krankenhäusern der Intensivtierhaltungsregionen wie den Niederlanden oder Emsland gelten Landwirte längst als MRSA-Risikogruppe.
Alle Argumente auf einen Blick
Tierschutz
• Haltung, Transporte, Schlachtung nicht tiergerecht
• Qualzucht: Verletzungen: Knochenbrüche, Läsionen
Umwelt
• Emission von Ammoniak, Klimagasen, LKW-Abgasen
• bodennahe Ozonschäden
• Überdüngung und Schadstoffakkumulation in Böden
• Überdüngung von Seen
• Eingriffe in Natur und Landschaft
Gesundheit, Wohn- und Lebensqualität
• Abgas- und Lärmemissionen durch LKW-Transporte
• starke Geruchsbelästigung
• erhöhte Feinstaubbelastung
• Verbreitung antibiotikaresistenter Keime
• Gesundheitsrisiken bei Asthmatikern und Allergikern
• Belastung des Grundwassers mit Antibiotika und Nitrat Folgeschäden, Wertverluste
• Wertverlust der Wohnimmobilien
• Trinkwassersicherung, Straßenschäden
• steigende Gesundheitskosten
• Behinderung von Landtourismus und Dorfentwicklung
• Anstieg der landwirtschaftlichen Pacht- und Kaufpreise
• kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe nicht mehr wettbewerbsfähig
• weltweit ökologische und soziale Probleme durch Futtermittelimporte
Fragwürdiger Nutzen
• Profit nur für Konzerne
• kaum zu erwartende Gewerbesteuereinnahmen
• schlecht bezahlte, gesundheitlich riskante Arbeitsplätze
• kein Beitrag zur Hungerbekämpfung. Billigmassenware zerstört lokale Betriebe und Märkte weltweit
Wir klagen – Ihre Spende hilft!
Wir wollen die Mega-Hähnchenmast-Anlage in Groß Haßlow/Schweinrich verhindern. Gemeinsam mit dem NABU Brandenburg haben wir Klage eingereicht. Für den Prozess sammeln wir ab sofort Spenden! Der NABU stellt uns hierfür ein Konto zur Verfügung. Die Spenden sind steuerlich abzugsfähig:
Spendenkonto: NABU Brandenburg
IBAN: DE57 1009 0000 1797 7420 11
BIC: BEVODEBB, Berliner Volksbank
Verwendungszweck: „OG Wittstock“
Bei Beträgen unter 200 € reicht der Kontoauszug als Nachweis beim Finanzamt. Bei höheren Beträgen wird eine Spendenquittung zugeschickt. Bitte Name und Adresse angeben.
BI Wittstock Contra Industriehuhn
Pressesprecher und Kontakt:
Albrecht Gautzsch
Tel.: 033966-508998
E-Mail: contraindustriehuhn (at) gmx.de