Klare Sicht voraus: was gut ist für Taucher, ist auch gut für die Natur!

Schnuppertaucher und Tauchfreunde kamen am 2. Juli 2016 im Dranser See auf ihre Kosten: Unter fachkundiger Anleitung der Tauchlehrer des Tauchclubs Nehmitzsee-Rheinsberg e.V. konnten Interessierte eintauchen in die Unterwasserwelt des einzigen Klarwassersees auf Wittstocker Stadtgebiet.

Der Dranser See erlebte zum zweiten Mal einen öffentlichen Tauchertag, der aus der Allianz von Sporttauchern und Naturschützern des NABU (Naturschutzbund-Kreisverbände Gransee und Neuruppin) zusammen mit der BI Wittstock Contra Industriehuhn entstanden ist.
Neben dem Sporterlebnis ging es gleichermaßen um das Naturerlebnis: Wie gefundene Tier- und Pflanzenarten zu deuten sind, das erklärte Silke Oldorff vom Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Die Naturkennerin und leidenschaftliche Taucherin kennt sich mit vielen Seen der mecklenburgischen Kleinseenplatte aus.

„Wir betauchen den Dranser See bereits seit mehreren Jahren an verschiedenen Stellen, um ihn zu untersuchen. Mit unterschiedlichen Ergebnissen. Letztes Jahr waren wir an der Westseite des Sees ganz zufrieden. Es gibt gute Hoffnung für den Dranser See, allerdings müssen wir aufpassen, dass weitere Nährstoffeinträge vermieden werden“ berichtet Silke Oldorff. Neben den Sichtverhältnissen gebe das Kartieren von Tier- und Pflanzenarten einen sehr schnellen und kostengünstigen Aufschluss über den ökologischen Zustand des Sees.

Der Dranser See ist für den Gewässerschutz der Region von großer Bedeutung: Mit seiner Größe von 133 ha unterliegt er der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Diese schreibt vor, dass die Qualität, damit ist vor allem die Nährstoffsituation gemeint, zu erhalten und verbessern ist. Das Land Brandenburg und die Stadt Wittstock als Eigentümerin des Sees sind hier in der Verantwortung. Silke Oldorff vom Naturpark Stechlin-Ruppiner Land hat hierfür ihre fachliche Unterstützung und Erfahrung zugesagt.

Für die Bürgerinitiative Wittstock Contra Industriehuhn ist die Seenqualität ein zentrales Anliegen: „Uns machen die Emissionen aus großen konzentrierten Stallanlagen Sorgen. Über die Jahre sind das kontinuierlichen Quelle von Ammoniak und Phosphat, die als Nährstoffe langsam aber sicher die Seen belasten. Die unmittelbare Nähe zum See ist mit einer der Gründe, warum wir es bis ins Hauptverfahren in der Klage gegen die geplante Hähnchenmast in Groß Haßlow/Schweinrich geschafft haben. Diese Folgen wurden im Planungsverfahren nur unzureichend berücksichtigt“ so Albrecht Gautzsch, Dranser Anwohner des Sees und Sprecher der Initiative. 50% der Klarwasserseen Brandenburgs liegen in der Region Ostprignitz-Ruppin und Oberhavel. Der vorherrschende Westwind macht die Seen zu einem Eintragsgebiet von Nährstoffen aus großen Industriemastanlagen von der Prignitz bis Wittstock. „Einige Jahre werden die Seen den zusätzlichen Nährstoffeintrag abpuffern können, aber wenn das natürliche Gleichgewicht einmal grundlegend gestört ist, ist es zumindest kurzfristig nicht reparabel: kurz: wenn der See umkippt, ist es zu spät für den Seeschutz. Daher sehen wir neben den bestehenden Anlagen vor allem jede neue Planung sehr kritisch“ so Gautzsch. Mit dieser Umwelt- und Naturschutzaufgabe hat die Bürgerinitiative auch den hiesigen NABU in Neuruppin und die Naturstiftung David aus Erfurt mit ins Boot geholt. Sie unterstützt seit 2015 diese Initiative für einen klaren Dranser See – und hier in erster Linie das Klageverfahren in Groß Haßlow. Am 8. Juli 2014 wurde gerichtlich der Baustopp verfügt.

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